Digitale Medien werden heute praktisch in allen Prozessen von Forschung und Lehre intensiv genutzt. Die GMW’10 will die Reflexion über den Transfer zwischen Lehre und Forschung mittels digitaler Medien anregen und so einerseits Lehrenden, Forschenden und Studierenden erweiterte Nutzungsmöglichkeiten eröffnen. Andererseits soll auch aufgezeigt werden, wo allenfalls praktische Stolpersteine liegen, die den erhofften Nutzen verhindern. Denn viel zu oft werden die Konzepte nicht in den jeweils andern Bereich überführt, sondern man begegnet in der wissenschaftlichen Arbeit unterschiedlichen Hindernissen. Inhaltliche, methodische, technische und organisatorische Brüche behindern den Transfer. Eine Klärung der Problemstellung kann als erster Schritt dazu dienen, Hindernisse zu erkennen, und für einen nächsten Schritt sollen konkrete Lösungsmöglichkeiten gezeigt werden.
An der GMW’10 wurde das Thema «Digitale Medien für Lehre und Forschung» unter den Perspektiven der Methodik und Didaktik, der Technologie und des Curriculums bearbeitet. Der Call richtete sich an Personen aus Hochschulen und Universitäten, aus Wirtschaft, Bildungspolitik und Praxis.
Methodisch-didaktische Aspekte
Auf der methodisch-didaktischen Ebene stellt sich die Frage nach einer besseren Verknüpfung von Forschung und Lehre unter Nutzung digitaler Medien. Dabei kann man zwei verschiedene Standpunkte einnehmen: Zum einen kann man von der Lehre aus denken und fragen, wie sich nicht nur Forschungsergebnisse, sondern auch typische Forschungsprozesse besser als bisher in Lehr-Lernprozessen nutzen lassen. Zum anderen kann man von der Forschung aus denken und nach Lernpotenzialen in Forschungsprozessen suchen. Ein Beispiel wären Open Peer Review-Prozesse, die sich auch zu Lehr-Lernzwecken verwenden lassen. Bei all dem sind die E-Kompetenzen der Lernenden und Lehrenden zu bedenken, angefangen bei der Recherche über das kollaborative Schreiben bis zur digitalen Datenerhebung und -auswertung. Fachwissenschaftliche Unterschiede sind dabei von besonderer Bedeutung.
Technologische Aspekte
Auf der technologischen Ebene interessieren sowohl Infrastrukturen als auch Werkzeuge, die eine verbesserte Verknüpfung von Forschung und Lehre ermöglichen. Wichtig, aber eben nicht selbstverständlich sind universitätsweite IT-Infrastrukturen, die digitale Medien für Forschung und Lehre vernetzen. Eine besondere Rolle spielen hier digitale Bibliotheken sowie Kompetenzen, die eine effektive Nutzung derselben sicherstellen. Technische Werkzeuge finden sich häufig getrennt entweder für die Lehre oder für die Forschung, sodass man die Lernpotenziale von Forschungstools ebenso genauer ansehen kann wie die Chancen, die genuine Lehr-Lernwerkzeugen für die Forschung bieten könnten. Digitale Arbeitsumgebungen, so eine weitere Tendenz, könnten eine Verknüpfung dieser Werkzeuge fördern.
Curriculare Aspekte
Auf der curriculare Ebene stellen sich vor allem zwei zentrale Herausforderungen: Dies sind zum einen die Einbindung des forschenden Lernens in Curricula und zum anderen die Einbettung überfachlicher Kompetenzentwicklung. Digitale Medien können in beiden Bereichen neue Möglichkeiten bieten: Die Zusammenarbeit von Lehrenden im Rahmen der Modulstruktur von Studiengängen etwa kann innerhalb einer Organisation ebenso wie zwischen Organisationen digital unterstützt werden (Stichwort virtuelle Mobilität). Die zum Forschen erforderlichen überfachlichen Kompetenzen sind in vielen Fällen Kompetenzen, die die Nutzung digitaler Werkzeuge einschließen; damit ergeben sich neue Wege der Einbindung in Curricula. Bei all dem spielen Prüfungen eine zentrale Rolle. Deren Integration in die Neuerungen mit einer verbesserten Verknüpfung von Forschung und Lehre ist die Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg.